Trennungsangst: So kannst du deinem Hund helfen

Hund schaut durch Fenster

Dein Hund kann schlecht allein bleiben? Dann leidet er vielleicht unter Trennungsangst. Wir erklären, wie du die Angst erkennst & was du dagegen tun kannst.

14.09.2022

Was ist eine Trennungsangst bei Hunden?

Wie es der Name bereits verrät, handelt es sich bei einer Trennungsangst um die Angst vor der Trennung von den Bezugspersonen. Damit gemeint ist die räumliche Trennung, meist dann, wenn der Hund allein bleiben muss.

Ursachen: Wodurch entsteht eine Trennungsangst beim Hund?

Die Gründe für eine Trennungsangst beim Hund sind ganz verschieden. Drei mögliche Ursachen können sein:

Dein Hund tut sich von Natur aus schwer mit dem Alleinbleiben

Manche Hunde haben "von Natur aus" kein Problem damit, allein zu sein. Andere wiederum zeigen schon mit dem Einzug, also meist ab dem Welpenalter, dass sie Schwierigkeiten mit der räumlichen Trennung von Bezugspersonen haben. Kleinere "Trennungen" wie der Hund bleibt mal kurz im Wohnzimmer, während du etwas aus der Küche holst, sind dann meist nicht möglich.

In der Regel zeigen diese Hunde schon in alltäglichen Situationen, dass sie Schwierigkeiten mit der räumlichen Trennung von ihren Bezugspersonen haben. Viele Halter*innen nehmen diese kleinen Anzeichen aber gar nicht wahr und bemerken die Ernsthaftigkeit der Problematik erst dann, wenn es darum geht, den Hund auch wirklich mal allein zu Hause zu lassen.

Dein Hund hat nie gelernt, getrennt von dir zu sein

Ein weitere mögliche Ursache ist, dass dein Hund ganz einfach nie gelernt hat, dass er auch mal allein sein muss. Wenn der Welpe bei uns einzieht, sind wir am liebsten rund um die Uhr mit ihm zusammen. Das ist süß und niedlich, kann aber später auch zu so manchen Schwierigkeiten beim Alleinlassen führen - vor allem dann, wenn dein Hund bereits Schwierigkeiten mit der räumlichen Trennung innerhalb der Wohnung zeigt.

Deswegen sollte das Alleinbleiben so früh wie möglich geübt werden. Sollte sich die ganze Thematik schwieriger als gedacht gestalten, kontaktiere rechtzeitig erfahrene Trainer*innen und arbeitet gemeinsam daran.

Dobermann welpe auf dem schoss

Ein Welpe, der dich überall hin begleitet, ist toll. Doch auch das Alleinlassen solltest du frühzeitig üben, damit es später nicht zum Problem wird.

Dein Hund hat negativ prägende Erfahrungen gemacht

Vor allem Hunde aus zweiter Hand haben häufig schon einiges erlebt und sind durch ihre vorherigen Halter*innen geprägt. Auch Hunde aus dem Tierschutz haben die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht. So zieht jeder Hund aus zweiter Hand mit seinem eigenen Päckchen bei dir zu Hause ein, manche davon haben große Verlust- oder Vertrauensängste und können deswegen, einmal an ihre neue Bezugsperson gewöhnt, nur schwer allein bleiben. Auch hierbei ist es wichtig, dich an erfahrene Profis zu wenden und der Sache genauer auf den Grund zu gehen.

Anzeichen für eine Trennungsangst beim Hund

In der Regel zeigt sich eine Trennungsangst beim Hund recht eindeutig. Beachte jedoch, dass es auch andere Ursachen für die genannten Verhaltensweisen geben kann und das Problem des Alleinlassens vielleicht ein anderes ist. Ein Kontrollverlust beispielsweise zeigt sich durch ganz ähnliche Verhaltensauffälligkeiten. Deswegen ist es umso wichtiger, das Problem im Kontext zu betrachten und gemeinsam mit erfahrenen Trainer*innen daran zu arbeiten.

Folgende Anzeichen können auf eine Trennungsangst hindeuten.

  • Lautstarkes Bellen, Winseln, Fiepen

  • an der Tür hochspringen, Kratzen

  • in die Wohnung pullern, ein Häufchen machen

  • Gegenstände zerstören

  • starkes Hecheln und Speicheln

  • durch die Wohnung toben, Rastlosigkeit

  • exzessives an den Pfoten lecken und nagen

Hund sitzt auf zerstörtem Sofa

Zerstörte Möbel, zerkratze Wände und ein völlig gestresster Hund? Wenn dein Liebling beim Alleinlassen durchdreht, steckt vielleicht eine Trennungsangst dahinter.

Hilfestellung: Deinem Hund aus der Angst heraushelfen

Bei einem so tiefgründigen und komplexen Thema wie der Trennungsangst hilft meist nur ein kleinschrittiges, geduldiges und auf das Hund-Mensch-Team abgestimmtes Training. Trennungsangst hat etwas mit Vertrauen und Sicherheit zu tun und ist nichts, was man mit einem Beschäftigungsspielzeug oder einem Kausnack gerade rücken könnte.

Wichtig ist, dass du verstehst, dass dein Vierbeiner nicht aus Boshaftigkeit bellt, Sachen kaputtmacht oder auf den Teppich pullert. Ganz im Gegenteil: Ein Hund mit Trennungsangst ist beim Alleinbleiben extrem gestresst, frustriert und hat Angst. Ziel des Trainings sollte es also sein, den mit dem Alleinsein verbundenen Stress zu reduzieren und das der Hund lernt, auch ohne dich entspannt zu sein.

Wichtig ist: Bevor du mit dem Training beginnst, lasse deinen Hund einmal von Tierärzt*innen durchchecken. Auch Krankheiten, Schmerzen oder Unstimmigkeiten im Hormonhaushalt können Stress bei deinem Hund verursachen.

Egal ob eine überstandene Untersuchung beim Tierarzt oder wenn dein Hund mal wieder prima allein geblieben ist - die passende Belohnung sollte nicht fehlen. Unsere leckeren Snacks haben alles, was ein Hundeherz begehrt.

Verschiedene Trainingsansätze bei Trennungsangst

Da jedes Hund-Mensch-Team unterschiedlich ist und, wie bereits oben erwähnt, die Ursachen für die Trennungsangst ganz verschieden sein können, musst du einen Trainingsansatz finden, der für euch gut passt. Idealerweise unterhältst du dich dazu mit mehreren Trainer*innen und verschaffst dir ein Bild darüber, mit welchen Trainingsmethoden diese arbeiten.

Mögliche Trainingsansätze könnten sein:

Die kleinschrittige Gewöhnung ans Alleinsein

In den meisten Fällen wird die Desensibilisierung als Therapiemethode bei Trennungsängsten empfohlen. Dabei wird der Hund immer wieder in ganz kleinen Dosen der angstauslösenden Situation ausgesetzt. Die Übung wird immer positiv abgeschlossen, also noch bevor dein Hund eine Angstreaktion zeigt. Bei einem Hund mit Trennungsangst kann das bedeuten, dass du nur für ein paar Sekunden den Raum verlässt und dann wiederkommst.

Dass diese Methode eine Fleißarbeit ist, liegt auf der Hand. Nicht selten müssen Halter*innen den Raum mehrmals täglich für ein paar Sekunden bis Minuten verlassen, wieder zurückkommen, wieder verlassen, zurückkommen.... Diese Übung wird solange wiederholt, bis der Hund völlig entspannt zurück bleibt. Erst dann wird die Zeitdauer des Alleinlassens für ein paar Sekunden verlängert.

Windhund liegt mit geschlossenen Augen auf Fell

Minute für Minute zum entspannten Alleinbleiben - das Alleinlassen-Training kann definitiv zur Fleißarbeit werden!

Schlüsselreize abbauen

Gleichzeitig sollen auch sogenannte Schlüsselreize desensibilisiert werden. Schlüsselreize sind Reize, die deinem Hund anzeigen, dass du gleich das Haus verlassen wirst und er allein bleiben muss. Dazu zählen das Klimpern des Hausschlüssels, Anziehen der Schuhe, Rucksack packen, Haustür öffnen und und und. All diese Sachen lösen in deinem Hund Stress aus, denn er weiß, jedes Mal, wenn du mit dem Schlüssel klimperst, muss er gleich allein bleiben.

Deswegen heißt es auch hier: Schnappe dir öfter mal den Schlüssel und lege ihn einfach woanders hin, packe deine Handtasche ein und aus, ziehe deine Jacke an und gehe in die Küche - all das hilft deinem Hund, dass er diese Reize nicht mehr mit dem Alleinbleiben (= Stress) verknüpft.

Aufbau von Trennungssignalen

Manchen Hunden kann es außerdem helfen, mittels eines Signals besser zu verstehen, dass es Zeiten gibt, an denen er "keinen Zugriff" auf dich hat und sich niemand um ihn kümmert. Solche Signale können beispielsweise ein Halstuch oder eine Decke mit einem bestimmten Duft sein, ein Gegenstand wie eine Lampe, die sich immer nur dann einschaltet, wenn der Hund "Auszeit" hat, das Einschalten des Radios oder ein einfaches Wort wie "Ruhe". Auch eine Kombination aus Gegenstand und Wort ist möglich.

Das Schaffen eines festen Ruheortes

Manche Hunde kommen außerdem besser zur Ruhe, wenn sie nicht das ganze Haus zur Verfügung haben, sondern einen festen Ruheplatz vorgeschrieben bekommen. Ein fester Ruheort kann beispielsweise ein bestimmter Raum wie Schlafzimmer, Wohnzimmer oder Flur sein. Manche Hunde überfordert aber auch noch diese Größe und sie benötigen etwas noch Kleineres wie eine Hundebox oder ein höhlenartiges Körbchen. Vor allem unsichere und ängstliche Hunde profitieren von Raumvorgaben und einem festen Rückzugsort.

Undine Tackmann
Undine Tackmann